Hier will ich (=Gero) mich darüber auslassen, wie ich mir die Götter des Schwarzen Auges so vorstelle. Dabei gebe ich hauptsächlich den Eindruck wieder, den ich damals beim ersten Lesen des Heftes "Die Götter des Schwarzen Auges" (aus der Magiebox) bekam. Mittlerweile hat sich im neuen DSA diese Sicht verändert und auch bei mir haben sich wohl kleinere Änderungen ergeben, aber keine so großen wie im offiziellen Aventurien. Zuerst ein kurzer Abriß, was offiziell ist:

Die Götter gleichen im wesentlichen einem christlichen Gottesbild, natürlich abgesehen von der Tatsache, daß es mehrere statt nur einem sind. Sie werden als überlegen in jedem Aspekt betrachtet, ihre Gedankengänge sind für normale Sterbliche nicht zu begreifen. Außerdem hab ich den Eindruck, sie gelten gewissermaßen als nicht- oder "meta"-körperlich, jedenfalls heißt es an mehreren Stellen, sich in eine menschliche Form zu begeben (oder auch generell in die 3. Sphäre) sei ihnen unangenehm, weil sie sich damit selbst beschränken. Gerne wird der Vergleich von Menschen und Ameisen herangezogen...

Daran stören mich einige Sachen, manche aus Prinzip, manche aus spieltechnischen Gründen.

Zuerst das Spieltechnische:

DSA wird von uns Menschen gespielt und obwohl die Götter wohl selten direkt in Abenteuern vorkommen finde ich es blöd, wenn sie derart unmenschlich dargestellt werden, daß ich als menschlicher Meister sie nicht verstehen kann. Ich bin nunmal kein Gott und wenn ich einen DSA-Gott mal darstellen muß, dann muß ich ihn verstehen.

Ähnlich ist es mit der Körperlosigkeit bzw. ihrer Fähigkeit, geistig z.B. mit mehreren Helden gleichzeitig unterschiedliche Diskussionen zu führen (dafür gibt es Beispiele in neueren Abenteuern, auf die ich nun nicht eingehen will). Zwar hat das auch Vorteile, weil so auf jeden Helden eingegangen werden kann, aber es erniedrigt die Protagonisten des Spieles meiner Meinung nach etwas zu viel.

Rein prinzipiell finde ich die extreme Abgehobenheit der Götter einfach langweilig, weil es sie farblos macht. Wir spielen in einer Fantasywelt, daher will ich Götter mit Schwächen und dunklen Seiten. Vielleicht auch mal Götter, die von den Helden bezwungen werden, wer weiß.

Mein früherer Eindruck der Götter war immer eine eher griechische Vorstellung, wo Götter genau wie Menschen auch mal neidisch sind etc. Als ich das Silmarillion las dachte ich oft, wie schade es ist, daß, obwohl das Götterbild von DSA dort scheinbar früher mehr als nur ein paar Anregungen her hatte, die Zwölfe so wenig mit den Valar gemein haben.

Das größte Problem sehe ich jedoch darin, daß die DSA-Redaktion mal wieder nicht wirklich hält, was sie verspricht: Auf der einen Seite sind die Götter angeblich so übermächtig, vor allem in geistiger Hinsicht, aber auf der anderen Seite treffen sie so menschliche Entscheidungen: (Der folgende Abschnitt enthält Informationen zur Borbaradkampagne, deshalb habe ich ihn vorsorglich ausgegliedert bis klar ist, ob wir das jemals spielen) Goetter MI

Nun habe ich nichts dagegen, daß einige Götter solche Entscheidungen treffen, aber es ist eben nunmal achso menschlich.

Aus diesen Gründen tendiere ich dazu, das aventurische Götterwesen folgendermaßen aufzufassen:

Die Götter sind extrem mächtige Wesen, die aber trotz ihrer Macht und Weisheit menschliche Züge haben. Sie sind zwar prinzipiell gut und ihrem Aspekt generell treu, aber nicht frei von Schwächen. Vor allem sind sie körperlich, oder können es zumindest sein und sind davon auch nicht angewidert. Das hat zwar spieltechnisch kaum Auswirkungen (wie oft begenet man schon einem Gott), aber ich finde es dennoch wichtig hervorzuheben, daß sie keinen Ekel vor Körperlichkeit haben. Daraus folgt natürlich, daß sie auch nicht an zwei Orten zugleich wirklich Präsent sein können. Für die Spielmechanismen wichtig ist zwar, daß sie eine Art "Hellsicht" haben, mit der sie entfernte Orte aus sehen können (z.B. von Alveran aus), aber wirklich an zwei Orten zugleich sein sollten sie meines Erachtens niemals.

Selbst die Götter können nicht völlig frei über die Welt bestimmen, da sie von ihrem Vater und ihrer Mutter (LOS und SUMU) gemacht wurde. Hier würde ich eine starke Anlehnung an Tolkien gerne haben. Folglich sind sie auch nicht automatisch die Herren über die Völker Deres. Zwar können und sollen sie sich verehren lassen, aber nicht sie sind es, die Menschen und Elfen geschaffen haben (explizite Ausnahme sind da übrigens die Zwerge, und da behaupte mal einer, DSA hätte nicht bei Tolkien geklaut).

Last but not least: Zwar kann kein Sterblicher einen Gott je besiegen, aber selbst die Götter können nicht die Entscheidungen eines ganzen Volkes diktieren. Sie müssen also schon darauf achten, wie sie an die Sterblichen herantreten, wenn sie etwas von ihnen wollen (und das tun sie, immerhin ist ihre Aufgabe ja, über die Schöpfung zu wachen). Zudem sollten sie einen großen Respekt vor jedem einzelnen Lebewesen haben, weil es Teil der Schöpfung ist. Das schließt auch mit ein, daß sie nicht einfach Leute töten mit dem Argument "ach, ist ja nicht schlimm, seine/ihre Seele geht ja sowieso nicht verloren sondern kommt in Borons Hallen". Sie sind nunmal gute Götter (zumindest die Zwölfe).

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